KATASTROPHENHILFSDIENST DER FEUERWEHR
Die Feuerwehren sind in den Katastrophenhilfegesetzen der Bundesländer als Katastrophenhilfeorganisationen fest verankert und stehen als solche für alle möglichen Katastrophenszenarien in Österreich in permanenter Bereitschaft.
Der Begriff der Katastrophe ist in der österreichischen Rechtsordnung kaum verbindlich definiert. Eine allgemeine Definition findet man jedoch in der ÖNORM S 2304 die eine Katastrophe als Ereignis beschreibt, „bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen, die Umwelt oder bedeutende Sachwerte in außergewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden […]“.
Zur Bewältigung von Katastrophen sind österreichweit Einheiten der Feuerwehr aufgestellt, die als Katastrophenhilfsdienst (KHD, teilweise KAT) bezeichnet werden. Die rechtliche Grundlage fußt auf den Katastrophenhilfegesetzen der Länder.
Diese Einheiten setzen sich personell und materiell aus Kräften der Feuerwehren und Landesfeuerwehrverbände zusammen und werden anlassbezogen zusammengezogen.
Es gilt der Grundsatz, dass die Einsatzbereitschaft zur Erfüllung der örtlichen Aufgaben der Feuerwehr nicht geschwächt werden darf. Diese Einheiten stehen unabhängig von der Katastrophe im rechtlichen Sinne auch zur Unterstützung bei größeren oder länger andauernden Einsätzen als Einsatzreserve und Ablöse zur Verfügung.
In den 94 österreichischen Bezirken (inkl. Statutarstädte) sind 300 KHD-Züge (oder KAT-Züge) mit etwa 13.000 Feuerwehrmitgliedern vorstrukturiert, um diese im Alarmierungsfall rasch (innerhalb weniger Stunden) in den Einsatz bringen zu können.
Im Österreichischen Bundesfeuerwehrverband wurde im Referat 5 das Sachgebiet 5.2 „Katastrophenschutz & -hilfe“ installiert, welches als Beratungsgremium dem Präsidium zur Verfügung steht.
Als Akteur im Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) war der Österreichische Bundesfeuerwehrverband auch an der Entwicklung der „Richtlinie für das Führen im Katastropheneinsatz“ beteiligt, welche eine gemeinsame Grundlage für die Führung- und Stabsausbildung bildet.
INTERNATIONALES ENGAGEMENT
Auch in der internationalen Katastrophenhilfe sind die österreichischen Feuerwehren engagiert. Neben der bilateralen Hilfeleistung haben die Landesfeuerwehrverbände im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union (EU Civil Protection Mechanism – EUCPM) sogenannte Module registriert, die auf Anforderung als österreichische Hilfe im Ausland tätig werden können.
Diese Module müssen allgemeinen Anforderungen entsprechen, um einen europäischen Mindeststandard sicher zu stellen. Die Landesfeuerwehrverbände beteiligen sich mit folgenden Modulen am Katastrophenschutzverfahren:
Hochleistungspumpen
Suchen und Retten
Bekämpfung von Überschwemmungen
Bergungs- und Rettungseinsätze unter Einsatz von Booten bei Überschwemmungen
Normung
Mitarbeiter des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes vertreten die Anliegen der Feuerwehren in diversen Normungsgremien. Zum Thema des integrierten Katastrophenmanagements wurden im Komitee 246 „Societal Security“ von Austrian Standards International zwei Normen geschaffen, die ein einheitliches Verständnis aller im Katastrophenschutz Beteiligten fördern sollen:
- ÖNORM S 2304: Integriertes Katastrophenmanagement – Benennungen und Definitionen
- ÖNORM S 2308: Integriertes Katastrophenmanagement – Taktische Zeichen
Universitätsfeuerwehren
Nach einem Jahrzehnt der Vorarbeiten und des politischen Einwirkens sind am 6. März 2018 die „Universitätsfeuerwehren“ in der Steiermark durch einen einstimmigen Landtagsbeschluss in das Feuerwehrgesetz aufgenommen worden. Als „Freiwillige Feuerwehren an Universitäten und Fachhochschulen“ werden nun diese eigenständigen und unmittelbar dem Landesfeuerwehrkommandanten unterstehenden Freiwilligen Feuerwehren ihren im Feuerwehrgesetz übertragenen speziellen Aufgaben nachkommen:
- Aus-, Fort- und Weiterbildung von Feuerwehrmitgliedern auf wissenschaftlichem Niveau,
- Forschungs- und Entwicklungsprojekte in den Bereichen Katastrophenschutz, Feuerwehr-, Brandschutz- und Zivilschutzwesen,
- Nutzung wissenschaftlicher Kenntnisse im Zuge der Unterstützung anderer Feuerwehren bei der Erfüllung ihrer Aufgaben, insbesondere bei der Teilnahme an Einsatztätigkeiten.
Mit dieser Einrichtung soll das Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis verstärkt, der Feuerwehr allgemein auch ein Forschungsauftrag erteilt und der gegenseitige Wissenstransfer erleichtert und aktiviert werden.
Am 4. Mai 2018 wurde an der Technischen Universität Graz die erste Universitätsfeuerwehr gegründet, am 2. November 2018 folgte die Universität Graz.
Mitglieder können Studierende, Lehrende, Bedienstete sowie Absolventinnen und Absolventen werden.
Forschung
Der Österreichische Bundesfeuerwehrverband ist des Weiteren assoziiertes Mitglied im DCNA (Disaster Competence Network Austria – Kompetenznetzwerk für Katastrophenprävention) und beteiligt sich an verschiedenen Projekten der Sicherheitsforschung, so setzt sich der ÖBFV sehr intensiv für die Schaffung eines Tunnelausbildungszentrum für die österreichischen Feuerwehren am Erzberg (Zentrum am Berg) ein.
Lentia ist der lateinische Name von Linz, wo 2019 die zweite bundesweite Feuerwehrkatastropheneinsatzübung stattgefunden hat. Wie schon bei der Ennstal 2014 reagierten über 1.000 Feuerwehrmitglieder auf unterschiedliche Lagen.
Die Übung LENTIA MMXIX war eine Katastrophenschutzübung des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes und fand von 4. bis 5. Oktober unter Teilnahme aller neun Bundesländer im Großraum Linz statt. Waldbrand, Hochwasser, Hubschrauberabsturz in die Donau: Die Szenarienliste war lang und spiegelte viele Lagen wider, welche im Feuerwehralltag schon vorgekommen sind. „Die Lentia war eine Übung, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog“, so Übungskoordinator FVPräs Armin Blutsch. „Katastrophen, aber auch alltägliche Einsätze machen vor Bundesländergrenzen nicht Halt. Das gemeinsame Üben von Einsatzkräften und Stabsorganisationen über die Bundeslandgrenzen hinweg ist für uns alle wichtig“, erklärt Blutsch weiter. So konnten Feuerwehrtaucher ebenso wie Waldbrandbekämpfungseinheiten aus unterschiedlichen Bundesländern gemeinsam üben.
Dieses Projekt wurde durch das Bundesministerium für Inneres (ko)finanziert.
Rückblick: ENNSTAL 2014
Knapp 1.500 Feuerwehrmitglieder aus allen neun Bundesländern verdeutlichten am 3. und 4. Oktober 2014 im obersteirischen Ennstal den einmaligen Aspekt der Katastrophenhilfe durch die österreichischen Feuerwehren. Anlass war die „ENNSTAL 2014“ – die erste nationale Katastrophenhilfsdienst-Übung der Florianis. Dabei standen Aspekte wie die Logistik oder das Führen bzw. das Zusammenspiel von einer Vielzahl an Einheiten im Fokus der Überlegungen – sowohl von der Übungs- wie auch von der Einsatzleitung.
Ein wesentlicher Aspekt war die Koordination der Einheiten bzw. die organisatorische Arbeit der Einsatzleitung im Bereichsfeuerwehrverband Liezen – wie auch in der Übungsleitung. Denn in der Bewältigung von Großschadenslagen zeigt sich immer wieder, dass vor allem eine koordinierte und strukturierte Führungskomponente wesentlich zum Einsatzerfolg beiträgt.
So war es für FPräs Albert Kern in der Planungsphase immer eine zentrale Überlegung, die Großübung auf die Koordination der Einsatzkräfte wie auch auf die Arbeit der strategischen Entscheidungsebenen, im Besonderen die Stabs- und Führungsarbeit, auszurichten. „Und das ist perfekt gelungen“, resümierte er bei der Verabschiedungszeremonie am Hauptplatz von Trieben. In seinen Verabschiedungsworten an die angetretenen Einsatzkräfte untermauerte Kern die Kompetenz der Feuerwehren im Katastrophenschutz. „Katastrophenhilfe im Feuerwehrwesen ist Programm. Es ist ein gutes Programm, wie sich an diesem Wochenende gezeigt hat. Ein Programm der Kompetenz und Schlagkraft“.
Übungsannahme
Als Übungsannahme für die ENNSTAL 2014 diente eine lang anhaltende Dürreperiode im Bezirk Liezen, die durch intensive Niederschläge in Verbindung mit orkanartigen Windböen und eingelagerten Gewittern binnen kürzester Zeit beendet wurde.
Das Wetterextrem führte zu Überschwemmungen, Waldbrand durch Blitzschlag und weiteren Schadensereignissen. Resultierend aus diesem Lagebild entwickelten sich für die Hilfseinheiten zusätzliche Einsatzsituationen, die von den Übungsteilnehmern bewältigt werden mussten. Insgesamt gab es sechs Schadenslagen abzuarbeiten:
- Schadstoffeinsatz (Die schweren Regenfälle überschwemmten, so die Annahme, ein Firmengelände. Dort gelagerte Schadstoffe mussten unter Verwendung von Schutzanzügen gesichert werden.)
- Freimachen von Verkehrswegen (Das „Drehbuch“ sah hier orkanartige Sturmböen vor, die massive Windbrüche verursachten. Umgestürzte Bäume blockierten unter anderem die Verbindungsstraße zu einer Siedlung.)
- Löschwasserförderung über lange Wegstrecken (Eine Ortschaft, so das Drehbuch, wurde durch einen Murenabgang im Zuge der heftigen Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Unter anderem wurde die wichtige Wasserversorgung unterbrochen. KHD-Einheiten erhielten den Auftrag, die Wasserversorgung schnellstmöglich wieder herzustellen.)
- Hochwasserbekämpfung (Aufgrund der immensen Regenmengen wurden großräumige Flächen überflutet. Das Hochleistungspumpenmodul war bereits im internationalen Hilfseinsatz beim Hochwasserdrama am Balkan.)
- Waldbrandbekämpfung (Nach einer langen Trockenperiode wurde bei einem Gewitter durch Blitzschlag ein Waldbrand ausgelöst. Durch den böigen Wind war der Brand nur sehr schwer unter Kontrolle zu bringen und verhinderte darüber hinaus den Einsatz von Fluggeräten.)
- Personensuche (Eine Wandergruppe wurde vermisst und musste gefunden sowie aus unwegsamen Gelände gerettet werden.)
Leistungsschau in Trieben
Auf dem Gelände der Firma MACO in Trieben fand von 09:00 bis 15:00 Uhr eine Ausstellung statt. Zu sehen waren u.a. Fahrzeuge, Sondergeräte und Ausrüstungen zu verschiedenen Themen, die das Aufgabenspektrum der österreichischen Feuerwehr präsentieren.
Ziel erreicht
Insgesamt konnten, so alle anwesenden ÖBFV-Spitzen unisono, die sehr hoch gesetzten Übungsziele bestens erreicht werden, was den hervorragenden Ausbildungsstand der österreichischen Feuerwehrmitglieder unterstreicht. Die bei der Übung gewonnen Erkenntnisse durch die Übungsbeobachter werden in einem nächsten Schritt evaluiert und in Besprechungen und Übungen an die Landesfeuerwehrverbände weiter vermittelt werden.
Von der Schlagkraft der österreichischen Feuerwehren überzeugten sich auch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer sowie die Bundesminister Mag. Johanna Mikl-Leitner und Rudolf Hundstorfer, die an der Spitze der zahlreichen Ehrengäste und Übungsbeobachter standen.
Spende an den ÖBFV-Schnellhilfefonds
Erreichbarkeit
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