Bereitet sich die Feuerwehr auf einen Einsatz vor, bedeutet das, sämtliche Gerätschaften auf deren Funktionstüchtigkeit zu überprüfen, Schutzausrüstungen von Kopf bis Fuß zu kontrollieren aber auch hinter diverse Schutzhüllen zu blicken und den Gesundheitszustand jedes einzelnen Feuerwehrmannes und jeder einzelnen Feuerwehrfrau zu berücksichtigen. Vorsorgeuntersuchungen sollten für Feuerwehrmitglieder ein wesentlicher Bestandteil dieser Vorbereitung sein. Nur wenn man körperlich fit ist, kann man im Einsatz alles geben. Vor diesem Hintergrund und anlässlich des Prostatakrebs-Awareness-Monats erkundigte sich Feuerwehrpräsident Robert Mayer beim Leiter des ÖBFV-Sachgebiets 1.6 – feuerwehrmedizinischer Dienst Landesfeuerwehrarzt Dr. Clemens Novak und dem Leiter der Urologischen Abteilung der Barmherzigen Schwestern in Wien Prim. Dr. Wilhelm Bauer zum Thema Prostatakrebsvorsorge.

Robert Mayer: Wie häufig kommt Prostatakrebs in Österreich vor und warum ist das Thema für Männer ab 45 so wichtig?

Prim. Dr. Wilhelm Bauer: Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Österreich. Jeder sechste Mann ist von einem Prostatakarzinom im Laufe seines Lebens betroffen, jeder zweite von einer vergrößerten Prostata. Da das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter steigt, sollten Männer ab 45 Jahren regelmäßig zur Prostatavorsorgeuntersuchung gehen.

Robert Mayer: Ist das Thema der Vorsorgeuntersuchung bei den Feuerwehrmännern weit verbreitet?

Dr. Novak: Feuerwehrleute sind es zwar gewohnt, ihre Ausrüstung regelmäßig auf ihre Funktionalität hin zu überprüfen, vergessen dabei aber leider oft ihre Gesundheit – der wichtigsten „Grundausrüstung“. Daher verdeutlichen wir unseren Kameraden die Relevanz der jährlichen Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung ab 45 Jahren auch gerne anhand der regelmäßigen Kontrollen unserer Ausrüstung: Selbst jene Geräte, die selten benutzt werden, sind für den Ernstfall immer einsatzbereit.

Robert Mayer: Warum vermeiden viele Männer Vorsorgeuntersuchungen immer noch?

Dr. Novak: Einerseits handeln viele Männer im Denken von „Wenn etwas kaputt ist, reparieren wir es“ und warten auf Symptome. Dass hier allerdings vorsorgen besser als heilen ist, sollte ganz klar auf der Hand liegen. Andererseits herrscht wohl doch noch oft Unsicherheit rund um die Untersuchung und auch Angst vor einer möglichen Diagnose.

Robert Mayer:  Können diese Unsicherheiten genommen werden?

Prim. Dr. Bauer: Ja sogar in nur einem Satz. Die Untersuchung geht nämlich harmloser, unkomplizierter und schneller vonstatten, als „Mann“ annimmt: Im ersten Schritt wird eine Harnprobe des Patienten abgegeben, gefolgt von einem ärztlichen Gespräch, einer Blutabnahme und abschließend einem Ultraschall vom Unterbauch. Fertig. In nur wenigen Minuten ist eine so wichtige Untersuchung auch schon wieder vorüber. Die oft gefürchtete Tastuntersuchung ist nur noch in Ausnahmefällen nötig.

Robert Mayer: Sollte doch eine Erkrankung eintreten: Welche Möglichkeiten gibt es in der Behandlung von Prostatakrebs?

Prim. Dr. Bauer: Meist wird der Tumor über einen minimal invasiven Eingriff, wie der roboter-assistierten Chirurgie, entfernt. Dabei bedienen erfahrene Operateur:innen über eine Konsole ein Operationssystem, der die menschlichen Handbewegungen über elektrische Signale in Bewegungen der Instrumente übersetzt. Ein Vorteil dieser Methode liegt darin, dass das leichte natürliche Zittern der menschlichen Hand eliminiert wird und die Instrumente dadurch enorm ruhig gehalten werden. Ein anderer, dass Chirurg:innen das Gewebe mithilfe einer dreidimensionalen Kamera mit 12-fach-Vergrößerung besonders deutlich erkennen und präziser entfernen können, wodurch in weiterer Folge der postoperative Heilungsprozess beschleunigt wird. Bereits drei Tage nach der OP gehen unsere Patienten für gewöhnlich nach Hause. Wichtig: Nicht der „Roboter“ operiert, sondern ein/e erfahrene/r Chirurg:in mit umfangreicher Ausbildung im roboter-assistierten Operieren.

Robert Mayer: Zum Abschluss: Was ist Ihr persönlicher Rat an alle Männer in Bezug auf Vorsorgeuntersuchungen?

Dr. Novak: Einfach tun, und gleich einen Termin vereinbaren! Es ist keine große Sache, aber es kann den Unterschied ausmachen.

Prim. Dr. Bauer: Jeder Mann sollte sich ab 45 regelmäßig untersuchen lassen. Die Chancen, Prostatakrebs bei früher Erkennung zu heilen, sind hervorragend.

Weiterführende Informationen unter: www.loosetie.at

Fotos: seedlingscreative

Statistisch: Jeder sechste Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs

Früherkennung: kann Leben retten

Bestehen: Seit 2015 gibt es die Loose-Tie Aktion

Reminder: Jährlich werden Männer ab 45 so an ihre Vorsorge erinnert

Die Untersuchung: ist in 4 schnellen Schritten erledigt: Harntest, Bluttest, Ultraschall, ärztliches Gespräch

Martina Löwe: Locker bleiben – Wie die Loose Tie-Aktion Männer für Vorsorge und Austausch begeistert

Im Jahr 2015 starteten Krebshilfe und Österreichs Urolog:innen die Loose Tie-Aktion, in der sie Männer ab 45 an die Prostatakrebs-Früherkennung erinnert. Viele prominente Testimonials haben sich dafür bereits ehrenamtlich eingesetzt: Juergen Maurer, Hans Knaus, Hans Sigl und heuer Hans Krankl.

Neben dem Aufruf zur Früherkennung baut die Krebshilfe ihr Hilfs- und Beratungsangebot speziell für Männer mit der Diagnose Krebs weiter aus. Der virtuelle Herrenabend im „Herrenzimmer“ zählt mittlerweile jeden 1. Mittwoch im Monat zum Fixtermin von männlichen Krebspatienten. Online und kostenlos: www.meinkrebshilfe.net. Großer Beliebtheit erfreut sich auch der Herrenzimmer-Podcast. Darin sprechen Krebshilfe GF Martina Löwe und Journalist Alexander Greiner mit Männern, die offen mit ihrer Krebserkrankung umgehen, sich der Vorsorgeuntersuchung stellen und mit Menschen, für die Krebs zur alltäglichen Arbeit gehört. Alle zwei Wochen neu unter https://www.pod.link/1725302730.

Foto: Sabine Hauswirth