Geboren am 23. März 1939 in der Salzburger Gemeinde Adnet, war Adolf Schinnerl jemand, dem das Feuerwehrwesen in die Wiege gelegt war. Sein Großvater war Gründungsmitglied, sein Vater Ortskommandant-Stellvertreter der örtlichen Feuerwehr. Es war darum nur natürlich, dass Adolf 1957 der Wehr beitrat und dort die Funktionen des Schriftführers, Gruppen- und Zugskommandanten ausübte, bevor er 1973 zum Ortsfeuerwehrkommandanten gewählt wurde. 25 Jahre stand er seiner Wehr vor. 1998 konnte er diese Aufgabe seinem Nachfolger übertragen, Feuerwehr und Gemeinde dankten ihm mit den Ernennungen zum Ehrenfeuerwehrkommandanten und Ehrenbürger.
Schinnerl war seit frühen Jahren auch auf Landesebene engagiert. So war er von 1978 bis 1988 der erste Jugendreferent des Salzburger Feuerwehrverbandes, Salzburger Vertreter im entsprechenden ÖBFV-Sachgebiet 5.8 und maßgeblich am Aufbau der Feuerwehrjugend im Lande beteiligt. Von 1978 bis 2004 war er Mitglied der Arbeitsgruppe „Recht und Organisation“ sowie von 1984 bis 2004 der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ im Salzburger Verband. In diesem Bereich war er es, der gemeinsam mit dem damaligen Landesfeuerwehrkommandanten Harald Ribitsch und dem Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit Karl Lindner am Beispiel seines „Adneter Florians“ 1979 die heutige Verbandszeitung „Salzburger Florian“ ins Leben rief.
Schon früh war es die Feuerwehrgeschichte, die ihn faszinierte, und der er einen Großteil seines Lebenswerkes widmete. Als Mitautor verfasste er die Chronik zum 100-Jahr- Jubiläum des Landesfeuerwehrverbandes Salzburg 1981. Diesem Standardwerk sollten noch viele folgen wie etwa 1999 „Salzburger Feuerwehrschule – Ausbildungskurse seit 1920“, 2006 die Chronik zum 125-jährigen Jubiläum des Landesfeuerwehrverbandes uvm. 1993 verfasste er die 100-Jahr-Chronik seiner Ortswehr, für viele im Land beispielgebend es ihm nachzutun. Bereits 1989 war er als Vertreter in das neu geschaffene ÖBFV-Sachgebiet 1.5 „Feuerwehrgeschichte und Dokumentation“ entsandt worden. 1997 wurde er zum Referenten für Feuerwehrgeschichte des Landesfeuerwehrverbandes Salzburg bestellt (bis 2004), übernahm auch den Vorsitz des ÖBFV-Sachgebietes und wurde zum Brandrat des ÖBFV befördert; diese Funktion übte er bis 2006 aus. Herausragendes Ereignis in seiner Ära als Sachgebietsleiter im ÖBFV war die Realisierung des Handbuchs der Feuerwehrgeschichte, das viele Jahre die Grundlage der österreichischen Feuerwehrgeschichte-Ausbildung bildete.
Ein besonderes Anliegen war Adolf auch die Arbeit der Feuerwehrgeistlichkeit. Er initiierte 2002 gemeinsam mit Raimund Sagmeister das erste Treffen der Landesfeuerwehrkuraten in dessen Folge diese Tätigkeit in allen Bundesländern etabliert und 2006 das entsprechende Sachgebiet 1.4 „Feuerwehrseelsorge“ im ÖBFV eingerichtet wurde. Sagmeister wurde der erste Sachgebietsleiter, dem Schinnerl bis 2013 als Schriftführer zur Seite stand.
Seit jeher war Schinnerl die grenzübergreifende und völkerverbindende Arbeit der Feuerwehrgeschichte ein großes Anliegen. So schloss er sich bereits 1994 der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF mit Sitz im tschechischen Přibyslav an, und leitete gemeinsam mit Dr. Jaromir Tausch bzw. Mgr. Stanislav Bárta, beide Tschechien, von 1996 bis 2012 die Tagungen. 2012 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Er gehörte zu den Gründern der CTIF-Geschichtekommission am 21. Oktober 1998. Der Exekutive Rat des CTIF bestellte ihn am 26. April 2003 auch hier in den Vorsitz. Diesen führte er bis 2007, in welchem Jahr er zum Ehrenvorsitzenden der CTIF-Geschichtekommission und zum Ehrenmitglied des CTIF ernannt wurde.
Besonders wichtig war ihm der gemeinsame Austausch in den jährlichen Treffen sowie die gemeinsame Aufarbeitung wichtiger Geschichtsbereiche in den jährlichen Tagungsbänden. Diese wurden unter seinem Vorsitz eine wohl einzigartige Gegenüberstellung feuerwehrgeschichtlicher Themen im internationalen Vergleich. Er selbst nahm von 1994 bis 2023 an 28 Tagungen teil und verfasste 56 Aufsätze für die Tagungsbände.
Für seine Leistungen im Feuerwehrwesen wurde Adolf Schinnerl mit einer Vielzahl an nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt. Darunter sind zu nennen:
- Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens
- Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg
- Verdienstzeichen des Landesfeuerwehrverbandes Salzburg 1. Stufe
- Verdienstkreuz des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes
- Ehrenmedaille am Bande des CTIF
- Auszeichnungen der Feuerwehrverbände von Frankreich, England, Deutschland, Kroatien, Niederlande, Polen, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Südtirol sowie mehrerer österreichischer Landesfeuerwehrverbände
Am 11. Oktober 2023 wurde er noch mit dem Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbandes für seine langjährige Arbeit in den CTIF-Geschichtegremien durch den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes gewürdigt.
Die Arbeit in der Feuerwehrgeschichte ließ Adolf Schinnerl bis zur letzten Minute nicht los. Sei es als Berater, Datenlieferant, Verfasser und Archivar. Ungezählt ist die Anzahl der Beträge, die er verfasst hat, die Anzahl der Artikel und Werke, deren Autoren er unterstützte. Und ungezählt sind auch jene, die noch folgen werden – basierend auf seiner Arbeit und seinen Beständen, die er wohlgeordnet seiner Nachwelt hinterlässt.
Adi Schinnerl starb am 27. August 2024 und hinterlässt seine Ehefrau sowie drei erwachsene Kinder. Ihnen gilt unsere tiefe Anteilnahme.
Das Salzburger, österreichische und internationale Feuerwehrwesen verliert mit ihm einen Kameraden, der bis zuletzt der Feuerwehr gedient hat. Ehre seinem Andenken.
Stellvertretend für
die Kommission für Feuerwehr- und CTIF-Geschichte, Museen und Dokumentation,
die Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF,
das Sachgebiet 1.5 „Geschichte, Dokumentation und Auszeichnungen“ des ÖBFV
und den Landesfeuerwehrverband Salzburg
Gerald Schimpf BA
Vorsitzender der CTIF-Geschichtekommission
Dr. Christian K. Fastl
ÖBFV-Sachgebietsleiter & Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgemeinschaft
Rupert Unterwurzacher & Carlo Vanzini MBA
Feuerwehrgeschichtereferenten des LFV Salzburg