KS-03: österreichweite Ausschreibung für Einsatzbekleidung

Die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) hat im Auftrag des ÖBFV eine Ausschreibung für eine österreichweit einheitliche Einsatzbekleidung für die Feuerwehr nach KS-03 durchgeführt. Die eingebrachten Angebote unterliefen im Rahmen der Angebotsprüfung auch einer praktischen Anprobe und Testung. 14 Feuerwehrmitglieder aus allen Landesfeuerwehrverbänden trafen sich hierfür Mitte Juni im NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln.

Sonnig, heiß – eigentlich passend für eine Waldbrandeinsatzübung – war das Wetter am Testtag in Tulln Mitte Juni. Unter der Leitung von Markus Reitbauer, Leiter des Sachgebiets 3.6 „Dienst- und Einsatzbekleidung“, prüften 14 Feuerwehrmitglieder die Einsatzbekleidung von vier Anbietern. Beaufsichtigt wurde die Testung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BBG sowie von zwei Vertretern des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV). Seitens des BMLV hat sich insbesondere Herbert Engel von der Heeresbekleidungsanstalt als unterstützendes Mitglied der Arbeitsgruppe im Sachgebiet 3.6 verdient gemacht. „Ihm verdanken wir viel Expertenwissen im Bereich der Beschaffung, aber auch hinsichtlich der entsprechenden Schnitt- und Materialdefinition im Zuge der Erstellung der KS-03“, zeigte sich Reitbauer für die Unterstützung durch Engel dankbar.

Historische Entwicklung

Die Ausschreibung ist für Reitbauer „ein wichtiger Schritt für eine historische Entwicklung im Feuerwehrwesen. Zum ersten Mal testen wir als Vertreter des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes gemeinsam eine einheitliche Bekleidung für alle Feuerwehren Österreichs“. FVPräs Rudolf Robin, der vom Präsidium beauftragte Arbeitsgruppenleiter KS-03, besuchte die Testung und machte sich ein Bild von dem professionellen Aufbau und Ablauf dieses Tages und hielt zusammenfassend fest: „Dass wir das Projekt KS-03 hier gemeinsam nach insgesamt vier Jahren Projektdauer nun mit der Testung nach einer Ausschreibung zu Ende bringen, ist durchaus historisch. Es ist großartig, dass wir in unserem Land nun alle auch bei der Bekleidung an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen können.“

Bewertungskriterien

Für das Vergabeverfahren wurde das Bestbieterprinzip gewählt, bei welchem Preis, Qualität und Soziales als Zuschlagskriterien zählen. Die Punkte für den Preis wurden bereits vor dem Testtag in Tulln berechnet.
Auch soziale Aspekte – hierzu zählen Zertifizierungen wie „Faire Ware“ oder andere Zertifikate für sozial verträgliche Arbeitsbedingungen – wurden vorab geprüft. Am Testtag wurde die Qualität der Bekleidung durch Vertreterinnen und Vertreter der Landesfeuerwehrverbände bewertet. Ein durchdachter Bewertungskatalog bildete die Basis für diese Testung. Wichtig war dabei insbesondere auch, dass die Bewertung der Bekleidung ohne Vorbehalte durchgeführt werden konnte. „Die Mitglieder der Prüfungskommission wissen weder von welcher Firma die zu testende Uniform ist, noch, in welchem Preissegment sich das Angebot bewegt“, erklärte Reitbauer dabei.

Testung

Die vier Feuerwehrfrauen und zehn Feuerwehrmänner fassten jeweils eine Garnitur der vier zur Testung zugelassenen Hersteller aus und absolvierten mit jeder Bekleidung insgesamt sechs Stationen.   Danach wurden die Erkenntnisse in einem elf Punkte umfassenden Fragenkatalog niedergeschrieben. „Bei diesem Fragenkatalog handelte es sich um rein subjektive Bewertungskriterien. Die objektiven Kriterien wurden durch die abgegebenen Muster bereits im Vorfeld geklärt. Dabei kam es auch zu zwei Ausscheidungen“, beschrieb Reitbauer die Vorgehensweise.

Die Testung umfasste folgende Stationen:

Leiter steigen
Hierbei wurden auf einer Endlosleiter fünf Meter mit der Uniform zurückgelegt.

Käfig
In der Atemschutzübungsstrecke des NÖ FSZ wurde ein vorgegebener Parcours absolviert. Dieser beinhaltete Leiter auf- und absteigen, Hindernisse übersteigen und auch einen Kriechteil.

Turm
Zwei Stockwerke mit zwei gerollten C-Schläuchen galt es bei dieser Station zu überwinden.

Fahrzeug
Augenmerk bei dieser Station wurde auf den Komfort der Uniformen beim Ein- und Aussteigen sowie beim Sitzen und die damit verbundene Bewegungsfreiheit gelegt.

Atemschutz
Obwohl die Bekleidung gemäß KS-03 nicht für den Innenangriff zugelassen ist, wurde auch der Tragekomfort unter Atemschutz getestet, da es auch im Freien immer wieder notwendig ist, schweren Atemschutz zu tragen.

Kran
Auch das Anlegen eines Fünfpunktgeschirrs wurde überprüft. Es wurde geprüft, wie sich die Uniform bei diesen Gegebenheiten verhält, ob Einschränkungen oder gar Unbequemlichkeiten damit einhergehen.

„Ein besonderer Dank gilt dem NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum für die Zurverfügungstellung der Infrastruktur sowie Dominik Kerschbaumer und seinem Team vom NÖ Landesfeuerwehrkommando für die Betreuung und Organisation des Test-
ablaufs“, zeigte sich Reitbauer dankbar für den reibungslosen Ablauf.

Angreifen und Prüfen

„Der wichtigste Test allerdings ist das Angreifen der Uniformen. Wie fühlt sich der Stoff an, wie robust sind die Nähte tatsächlich? Was hält die Uniform alles aus? Natürlich kann in so kurzer Zeit nicht alles geprüft werden, schon gar nicht eine Lebensdauer von mehreren Jahren, aber unsere Testpersonen gaben alles und konnten sich ein gutes Bild der vier Anbieter machen“, erklärte Reitbauer.

Vergabe

Bestbieter und somit Partner der Rahmenvereinbarung mit der BBG wurde nach Berücksichtigung aller Bewertungskriterien TEXPORT Handelsgesellschaft m.b.H. Das weitere Vorgehen beschrieb Reitbauer folgendermaßen: „Der ermittelte Bestbieter wurde über den Zuschlag informiert und beginnt mit der Produktion der unterschiedlichen Größensätze. Anproben der abrufenden Feuerwehren folgen bei Bedarf. Wir rechnen mit einer Verfügbarkeit der Garnituren mit Ende des Jahres 2024.“

KS-03 als Qualitätskriterium

FVPräs Robin ergänzte: „Für die österreichischen Feuerwehren ergibt sich mit dieser Testung ein Bestbieter, dessen Uniformen gemäß KS-03 über die BBG abrufbar sind. Ein Kriterium der Ausschreibung war die Erlangung einer ÖBFV-Prüfnummer. Dazu wurde durch den ÖBFV gemeinsam mit dem ÖTI das altbewährte Prüfnummernsystem wieder neu aufgelegt.  Hersteller, welche künftig Uniformen gemäß der KS-03 anbieten wollen, können eine Prüfnummer über das ÖTI beantragen. Nach Testung, ob die Kriterien erfüllt werden, wird diese Prüfnummer vergeben und die Feuerwehren können sicher sein, dass ein Anbieter mit einer solchen Nummer auf der Garnitur die KS-03 erfüllt.“ Unabhängig von der Ausschreibung, welcher die KS-03 zugrundelag, wird durch die Prüfnummer somit sichergestellt, dass die Bekleidung nachgewiesenerweise der KS-03 entspricht. „Dies ist in manchen Bundesländern für die Förderung relevant“, so Robin.

Bezug

Die Einsatzbekleidung gemäß KS-03 von TEXPORT kann ausschließlich über den e-Shop der BBG
abgerufen werden. Für den Zugang ist der Abschluss einer Grundsatzvereinbarung mit der BBG notwendig. Für Neukunden wird dabei im Jahr der Zeichnung sowie in den drei folgenden Kalenderjahren keine Grundsatzvereinbarungsgebühr erhoben.
Nähere Informationen dazu findet man unter www.bbg.gv.at.

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