Der Österreichische Bundesfeuerwehrverband erfüllt die traurige Pflicht, Nachricht zugeben, vom Ableben unseres Kameraden und Freundes

Karl Strablegg

Vizepräsident des ÖBFV a.D.

Ehren-Landesbranddirektor von Steiermark

welcher am 28. Mai 2024 im 95. Lebensjahr verstorben ist.

E-LBD Karl Strablegg: Innovation und Tradition
Landesfeuerwehrkommandant von Steiermark 1976 bis 1996
Vizepräsident des ÖBFV 1978 bis 1993

Zwanzig Jahre leitete E-LBD Karl Strablegg die Geschicke des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark. Eine Zeit – eine Ära – die von vielfältigen Veränderungen sowohl in Gesellschaft, als auch in Technik und Wirtschaft geprägt war. Diese Entwicklung machte logischerweise vor dem Feuerwehrwesen nicht Halt, sondern zeitigte enorme Auswirkungen hinsichtlich Ausrüstung, Organisation und Menschenführung. „Ich selbst,“ so Strablegg selbst, „das werde ich nie vergessen, bin mit einem pferdebespannten Rettungskarren nach Gaisfeld ausgerückt, um eine Frau spätnachts bei einem Zugsunglück zu bergen.“

E-LBD Strablegg hat diese Veränderungen aber nicht nur begleitet – als Zeitzeuge quasi. Nein, er hat vielmehr diese Entwicklung sowohl zum Wohle der Feuerwehren als auch zur Sicherheit der steirischen Bevölkerung in seinem mehr als siebzigjährigen Feuerwehrleben in
erstaunlicher Weise mit vorangetrieben. „Unternehmen statt unterlassen“ und „Innovation und Tradition“ sind Begriffspaare, die ihn besonders charakterisieren und es gibt wenige Menschen, auf die sie in solcher Dichte zutreffen.

Wahrscheinlich wurde der Kern dieser Eigenschaften dem 1929 in Voitsberg geborenen Karl Strablegg bereits in die Wiege gelegt. Engagement und wirtschaftliches Denken wurden ihm schon sehr früh abverlangt. Seine Eltern besaßen einen Fleischerbetrieb und er musste bereits 1950, damals als jüngster Fleischermeister der Steiermark, den elterlichen Betrieb übernehmen. Eine Erfahrung, die ihn prägte und die sein Handeln und seinen Hang zum freien Unternehmertum sowie seine Fähigkeit, improvisieren und sich durchsetzen zu können, beeinflussen sollte.
1944 kam er erstmals mit der Feuerwehr in Kontakt. Als 15jähriger, damals Schüler der Staatlichen Ingenieursschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in Graz (Bulme – HTBLA Graz Ibererstraße) wurde er über den „Volkssturm“ zur Ableistung seines Kriegsdienstes der Feuerwehr zugeteilt. Fünf Jahre später, im Dezember 1949, trat er in die FF Voitsberg ein und durchlief die notwendige Ausbildung. Seine Karriere innerhalb der Wehr war steil. Bereits 1952 zum Lösch- und 1955 zum Brandmeister befördert, wurde er schließlich am 17. Jänner 1960 zum Kommandanten der Wehr gewählt. Schon im darauffolgenden Jahr erfolgte seine Ernennung zum Bezirksfeuerwehrkommandanten-Stellvertreter und die damit verbundene Beförderung zum Brandrat. 1966 zum Bezirksfeuerwehrkommandanten gewählt, erklomm er den Zenit seiner Feuerwehrkarriere im Bezirk Voitsberg. In dieser Zeit setzte er sich intensiv für „seinen Bezirk“ und „seine Feuerwehren“ ein. Zum Beispiel kam es 1964 zur Installierung der Bezirksfunkzentrale „Florian Voitsberg“ sowie zur Einrichtung von verschiedenen Stützpunktfeuerwehren, wie etwa dem Ölalarmstützpunkt 1969 in Voitsberg. Außerdem zeichneten sich die Feuerwehren und die F.u.B.-Einheit des Bezirksfeuerwehrverbandes Voitsberg bei Katastrophen und Großbränden sowohl in ihrem eigenen Bezirk, als auch bei Einsätzen in anderen Teilen der Steiermark besonders aus.
Seine Ausdauer und die ihm eigene Standhaftigkeit waren Garanten für seine Durchsetzungskraft, die nicht nur dem Feuerwehrwesen zugute kam. Darüber hinaus hatte er als begnadeter Netzwerker beste politische Kontakte, die ihm bei der Umsetzung seiner Vorhaben von
Vorteil waren. Sein Engagement beschränkte sich aber nicht nur auf das steirische Feuerwehrwesen, sondern war auch gesellschaftlicher und wirtschaftspolitischer Natur. So wurde er zum Gemeinderat der Stadt Voitsberg gewählt und war diesbezüglich von 1960 bis 1965 tätig. Später, von 1985 bis 1995, bekleidete er, seinem Beruf entsprechend, die Funktion des Innungsmeisters der
Berufsgruppe der Fleischer.
Mit seiner Wahl zum Bezirksfeuerwehrkommandanten war Karl Strablegg in die Führungsriege des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark aufgestiegen. 1972 wurde ihm die ehrenvolle, gleichzeitig aber sehr verantwortungsvolle Position des Finanzreferenten des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark überantwortet und im Folgejahr wurde der nur 44-Jährige zum Landesfeuerwehrrat ernannt. Letztlich erfolgte die Wahl von Karl Strablegg zum steirischen Landesfeuerwehrkommandanten am 6. Juli 1976, was, damals noch ungeahnt, eine neue Ära im Feuerwehrwesen der Steiermark einläutete. Zentrale Bedeutung unter seiner Ägide hatte das Feuerwehrgesetz von 1979. Die in ihm enthaltene Einführung der Kommandantenprüfung bewirkte einen Generationswechsel und stellte einen wichtigen Schritt in Richtung Professionalisierung dar.
Aus diesem Grunde kam es zu Neuerungen in allen Bereichen des Feuerwehrwesens, zu einer Modernisierung des Fuhrparks und zu einem Modernisierungsschub auf allen Ebenen: Ausbau des Atemschutzes und Beschaffung effizienterer persönlicher Schutzausrüstung, Verbesserung des Versicherungsschutzes, Beschaffungsprogramme für verschiedene Fahrzeugtypen und Spezialgeräte sowie Einrichtung von Stützpunktfeuerwehren wie etwa für Gefahrenstoffe, Strahlenschutz und Wasserdienst. Weitere Schwerpunkte waren der Auf- und Ausbau der Funksirenensteuerung und die Einrichtung der „Floriani“-Bezirksalarmzentren sowie die Modernisierung von Verwaltung und
Kommunikation. Während seiner Zeit mutierte das in die Jahre gekommenen Mitteilungsblatt des Landesfeuerwehrverbandes zu Blaulicht, einem zeitgemäßen, aktuellen Feuerwehrmagazin. Bereits 1980 hielt die moderne Datenverarbeitung Einzug, als der erste Großrechner in Betrieb genommen wurde. LBD Strablegg war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Landes-Feuerwehr- und Zivilschutzschule in Lebring ausgebaut und das Landesfeuerwehrkommando in ein dafür neu errichtetes Verwaltungsgebäude, ebenfalls in Lebring, angesiedelt wurde.
All diese Bemühungen, besonders seine wegweisende Förderung der Feuerwehrjugend und die Öffnung des steirischen Feuerwehrwesens bewirkten, dass während seiner Zeit als Kommandant der steirischen Feuerwehren deren Mitgliederzahl von 36.800 (1976) auf 47.000 (1996) anstieg. So ist es seiner umsichtigen Führung zu danken, dass er, unterstützt von seinem Team, die Weichen gestellt hat, dass sich die Feuerwehr in der Steiermark zu einer Männer, Frauen und Jugendliche umfassenden, geschlechter- und generationenübergreifenden vor allem aber zukunftsorientierten, schlagkräftigen Einsatzorganisation weiterentwickelte.
Seinen Leistungen und seinem Engagement entsprechend wurde LBD Karl Strablegg 1978, am 13. Bundesfeuerwehrtag in Wiener Neustadt (NÖ), zum Vize-Präsidenten des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes gewählt. Sowohl am 14. BFT in Feldkirch (V) als auch am 15. BFT in Feldkirchen (K) erfolgte seine Wiederwahl, wodurch er 15 Jahre einer der führenden Akteure des österreichischen Feierwehrwesens war. Diese Zeit, die von in- und ausländischen Katastrophen geprägt war – der Super-GAU sei hier stellvertretend genannt – war auch gekennzeichnet von der österreichweiten Modernisierung der Brand- und Katastrophenbewältigung. Besonders die zweitgenannte erforderte auch eine engere Kooperation mit dem Innenministerium. Ebenfalls hervorzuheben sind hier die österreichweite Förderung der Feuerwehrjugend und die Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit.
LBD Karl Strablegg stand nicht nur für Innovationen, er war auch stolz auf die Leistungen und Entwicklungen des Feuerwehrwesens, die dieses im Laufe der vergangen Jahrzehnte in der Steiermark genommen hatte. Für ihn waren zukunftsorientierte Neuerungen nur dann dauerhaft möglich, wenn sie auf die gewachsenen Traditionen und Strukturen aufbauten. Als anlässlich der Feuerwehrwallfahrt 1986 die Initiatoren, Landtagspräsident Reinhold Purr und die Bürgermeister des weststeirischen Wallfahrtsortes Groß St. Florian, LBD Strablegg die Idee vorstellten, ein Feuerwehrmuseum zu gründen, wurde er zu einer der treibenden Kräfte, um dieses Projekt zu realisieren. Das „Steirische Feuerwehrmuseum – Kunst & Kultur“, entwickelte sich zu einem hervorragenden regionalen Kulturzentrum mit internationaler Vernetzung, das es versteht, zwei scheinbar konträr empfundene Themen- und Interessenskreise miteinander zu verbinden. Es verweist solcherart nicht nur auf die Traditionen und Leistungen der Feuerwehr, sondern zeigt auch auf, dass Sicherheit, Brand- und Katastrophenbewältigung als Teile der sozialen und körperlichen Sicherheit ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur sind.
Für seine Tatkraft und sein Engagement wurde LBD Karl Strablegg hoch dekoriert. Neben vielen Verdienst- und Ehrenzeichen wurden ihm das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern des LFV Steiermark, das Große Verdienstkreuz des ÖBFV, das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark sowie das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich zuteil.

Text: BR d.V. Mag. Max Aufischer, BA