Feuerwehr-Ausbildung auf Bundesebene

In der letzten Präsidialsitzung des Jahres 2023 stand ein umfangreiches Thema im Fokus: es wird ein ergänzendes Ausbildungsangebot für höhere Feuerwehrführungskräfte – aufbauend auf den Angeboten der Landesfeuerwehrschulen bzw. dem Ausbildungszentrum – geben. Die ÖBFV-Richtlinie A-09, die aus dem Jahr 2001 stammt und diese Thematik regelt, soll überdies weiterentwickelt werden. Nach umfangreichen Recherchen und Umfeldanalysen konnten zu Beginn des Jahres 2024 die nächsten Schritte vorgestellt und einstimmig beschlossen werden. FEUERWEHR.AT hat Feuerwehrpräsident Robert Mayer und den zuständigen Referatsleiter BFR Klaus Tschabuschnig im Jänner 2024 zum Interview gebeten.

Eine in der Satzung definierte Aufgabe des ÖBFV ist die einheitliche Gestaltung von Ausrüstung und Ausbildung der österreichischen Feuerwehren – jeweils mit Berücksichtigung der föderalen Strukturen. Welchen Stellenwert hat eine Aus- oder Fortbildung, die direkt durch den ÖBFV und nicht durch die Landesfeuerwehrschulen organisiert wird?
FPräs Robert Mayer: Der Stellenwert ist jetzt schon ein hoher, das sehen wir an den bestehenden Formaten und wie diese angenommen werden. Insbesondere auf der Ebene der höheren Führungskräfte gibt es da schon einen regen Austausch. Das Angebot auszubauen und zu erweitern sowie Bestehendes zu verbessern, sehe ich ganz klar als einen hohen Bedarf, den der ÖBFV decken kann. Hier geht es nicht nur um fachliche Inhalte, sondern auch um den Erfahrungsaustausch über Grenzen hinweg und um das Knüpfen von Netzwerken. Das sehe ich als positiven Effekt und dem messe ich auch einen hohen Stellenwert bei.

Wie steht es aktuell um die Aus- bzw. Fortbildung im österreichischen Feuerwehrwesen auf Bundesebene?
BFR Klaus Tschabuschnig: Wir bieten bereits jetzt ein sehr umfangreiches und intensives Aus- und Fortbildungsprogramm an, etliche Formate wurden in den letzten Jahren entwickelt. Ich denke beispielsweise an diverse Trainerausbildungen an unseren Kompetenzzentren, Ausbilderseminare oder die Aktivitäten im Tunneltrainingszentrum, aber auch im Segment von Public Relations oder den ÖBFV-Führungskräfteseminaren, die in der Regel dreimal pro Jahr angeboten werden. Es tut sich also einiges und es hat sich bewährt, auf Bundesebene Angebote zu schaffen.

Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aktuell jährlich durch ÖBFV-Veranstaltungen weitergebildet?
Tschabuschnig: Es sind ungefähr 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die derzeit jährlich vom ÖBFV qualifiziert werden.

Das klingt ganz danach, als wäre das bereits gut etabliert. Wo gibt es derzeit eine Lücke, einen Bedarf, den es zu füllen gilt?
Mayer: Die Landesfeuerwehrschulen bzw. das Ausbildungszentrum leisten eine hervorragende Arbeit. Dazu ergänzend braucht es speziell in der Führungskräfteaus- und -weiterbildung, im Bereich der Stabsarbeit, im Bereich von Fachthemen, die in allen Bundesländern gleich sind, zusätzliche und erweiternde Angebote.
Tschabuschnig: Fest steht, dass sich das Feuerwehrwesen und auch die Aufgabenstellungen rasant weiterentwickeln. Ich sehe das im Bereich der Technologie, aber natürlich auch bei den Katastropheneinsätzen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Aufgabenstellungen und die notwendige Kompetenzbreite unserer Feuerwehrführungskräfte aus, die sich darauf entsprechend vorbereiten müssen. Da ist es wichtig, sich das bestehende Angebot anzuschauen und es entsprechend auszubauen.

Wie geht es jetzt weiter?
Tschabuschnig: Die Erkenntnisse sind wie schon angeführt, dass die Landesfeuerwehrverbände mit ihren Landesfeuerwehrschulen bereits ein ausgezeichnetes und vielfältiges Ausbildungsangebot anbieten. Wir haben aber auch herausgefunden, dass es je tiefer wir in weiterführende Organisationskompetenzen hineingehen, also auch überörtliche Aufgabenstellungen, einen Bedarf gibt. Die Landesfeuerwehrschulen bzw. das Ausbildungszentrum bemühen sich hier, Programme aufzubauen, die in eine sehr ähnliche Richtung gehen. Wir wissen auch, dass das sehr komplex und umfassend ist, da ist es natürlich sinnvoll, noch näher zusammenzurücken und gemeinsam etwas Standardisiertes für das österreichische Feuerwehrwesen zu schaffen. Deshalb brauchen wir eine gemeinsame Plattform im ÖBFV, die Ausbildungsprodukte – und das möchte ich hervorheben – ergänzend und aufbauend zu den Angeboten der Landesfeuerwehrverbände schafft. Diese Plattform soll dann auch den Rahmen bilden, zusätzliches Angebot und Module zu etablieren, mit dem Vorteil, dass wir nicht in allen Bundesländern eine ähnliche Programmentwicklung mit hohem Kosten- und Ressourcenaufwand benötigen.

Worauf hat man sich in der letzten Präsidialsitzung konkret verständigt?
Mayer: Es braucht in erster Linie eine Organisationsstruktur, um die Ausbildung auf Bundesebene neu aufzustellen, weiterzuentwickeln und zu positionieren. Wenn wir heute von Ausbildung sprechen, dann ist das im Bereich der Landesfeuerwehrverbände ganz klar. Schaut man ein bisschen über den Tellerrand, dann bietet eine Vielzahl an externen Einrichtungen weiterführende Aus- und Weiterbildungen an, konzentriert in einer Struktur, die einen Rahmen und personelle Ressourcen hat, die sich auch entsprechend nach außen darstellt. Wir wollen im Präsidium gemeinsam einen ergänzenden und neuen Ausbildungsschwerpunkt setzen. Wesentlicher Teil des Beschlusses war dabei, dass wir diesen Ansatz auch formal in einen Rahmen gießen, der im ÖBFV stark verankert ist. Und so entstand die Idee der Bundesfeuerwehrakademie.

Was ist die Kernaufgabe dieser Akademie?
Tschabuschnig: Die Kernaufgabe dieser Bundesfeuerwehrakademie ist ein Jahresprogramm, eine Art Veranstaltungskalender, das jedem Funktionär zur Buchung zur Verfügung steht. Darüber hinaus soll diese Bundesfeuerwehrakademie auch bei der Organisation von Lehrveranstaltungen inklusive der Sicherstellung der Rahmenbedingungen, aber auch bei der Organisation von Prüfungsveranstaltungen – wie wir sie bei Ausbilderprüfungen schon abhalten – federführend sein. Letztlich geht es auch um die Planung und Entwicklung neuer Lernprodukte und die Sicherstellung, dass diese Akademie wächst und das Angebot bedarfsorientiert ausgebaut wird. Wesentlich dabei ist, dass die Bundesfeuerwehrakademie ein organisatorisches Konstrukt ist und die Durchführung der Veranstaltungen so wie jetzt auch bei Partnerorganisationen, sprich in den Landesfeuerwehrschulen bzw. dem Ausbildungszentrum, den Kompetenzzentren und/oder dem Tunneltrainingszentrum beispielsweise, abgehalten werden.

Es wird keine zehnte Feuerwehrschule geben?
Mayer: Nein, das wird es definitiv nicht sein, die Landesfeuerwehrschulen bzw. das Ausbildungszentrum bleiben die bedeutenden Einrichtungen in den Bundesländern, das ist uns wichtig. Die Akademie bietet neue Formate, aber das ist kein Gebäude in Wien als zehnte Feuerwehrschule oder Akademie in einem großen Gebäude. Das wird es nicht sein. Die Akademie bildet den Rahmen rund um die Angebote des ÖBFV, der in keiner Konkurrenz steht oder stehen möchte zu den Landesfeuerwehrschulen bzw. dem Ausbildungszentrum, das sei ausdrücklich erwähnt.

Warum muss die bestehende Ausbildung unter dem Schirm einer Akademie stehen?
Mayer: Es ist einfach wichtig, dass eine Ausbildung im Rahmen des ÖBFV stattfindet, das war auch in meiner Bundeslandtour im letzten Jahr immer wieder zu hören. Dazu braucht es einen Auftritt nach Außen und eine einheitliche Darstellung zur Übersichtlichkeit über die Angebote. So kann auch der ÖBFV die Ausbildungen als wesentlichen Teil des Feuerwehrlebens unterstreichen und in der Wertigkeit und Gewichtung erhöhen.
Tschabuschnig: Letztlich soll die Bundesfeuerwehrakademie zur Weiterentwicklung des österreichischen Feuerwehrwesens einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir fördern dadurch gleiche Qualitätsstandards und erleichtern die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Ausbildungen. Ich gehe davon aus, dass wir gegen Ende 2024 erste Veranstaltungen unter dem Schirm der Akademie abhalten werden, bis dahin ist aber noch viel zu tun.

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