Internationale Grossübung in Linz geplant
FORMATEX23 steht für Full Operational Response to Major Accidents Triggered by Natural Hazards – Full Scale EXercise 2023 (etwa: volle Einsatzbereitschaft zur Bekämpfung durch von Naturgewalten ausgelöste Großschadensereignisse – Großübung 2023) und ist ein von der EU im Rahmen des UCPM (Union Civil Protection Mechanism) finanziertes Projekt, das 2022 gestartet wurde und die Ausführung einer multinationalen Großübung zum Ziel hat. Diese findet von 14. bis 16. September 2023 im Großraum Linz statt. Mit zehn Konsortiums Mitgliedern, mehr als 20 Organisationen und 335 Teilnehmern, die in die Übung eingebunden sind, erstellt FORMATEX23 eine signifikante, multinationale Leistung im Rahmen des Europäischen Zivilschutzes.
Text: Anna Paternnosto, ÖBFV
Diese Übung beinhaltet die Teilnahme von nationalen und regionalen Katastrophenschutzorganisationen, als auch spezielle Katastrophenschutzbestandteile, um die Zusammenarbeit zwischen europäischen Mitgliedern in Hinblick auf Großschadensereignisse, ausgelöst durch Naturgewalten (sogenannte NATECH-Ereignisse) zu verbessern und zu stärken.
Das FORMATEX23 Projekt basiert auf dem Szenario einer massiven Überflutung im Großraum Linz und entlang der Donau. Störfälle in Industrieanlagen entlang der Donau sind somit zu erwarten. Dies führt unter anderem zu Bränden sowie Explosionen in verschiedenen Industrieanlagen mit darauffolgender Freisetzung toxischer Gase. Des Weiteren wird die Lage durch einen Chemikalienaustritt verschärft. Dieses Szenario zeigt die potenzielle Bedrohung von extremen Naturereignissen für kritische Infrastrukturen, speziell bei der Verarbeitung umweltgefährdender Substanzen.
Während der Übung haben die internationalen Kräfte die Möglichkeit mit lokalen Zivilschutz- und Katastrophenschutzexperten zu üben. Die Übung fokussiert sich nicht nur auf unmittelbare Katastrophenschutzaktivitäten – FORMATEX23 hat das Ziel, eine Verbindung zwischen Bekämpfungs- und Wiederaufbau-Phase mittels sorgfältiger Dokumentation der Leistungsfähigkeit der Einsatzorganisationen zu schaffen.
Anna Paternnosto, zuständig für die internationale Kommunikation und das Marketing, hatte die Möglichkeit, einige Schwerpunkte mit dem Projektleiter, LFR Mag. Gottfried Kerschbaummayr, Leiter der Landesfeuerwehrschule OÖ, zu diskutieren:
Können Sie als Leiter der FORMATEX23 besondere Merkmale nennen, die dieses Projekt zu einer äußerst entscheidenden Übung macht, um Europas Einsatzbereitschaft für NATECH Ereignisse zu verbessern?
Kerschbaummayr: „Da verschiedene nationale und internationale Organisationen und Behörden auf verschiedenen Stufen in dieses Projekt involviert sind, sind gegenseitiges Verständnis und die Zusammenarbeit die Hauptpunkte. Durch eine gezielte Kooperation wird die gegenseitige Akzeptanz der verschiedenen EU-Module geschärft. Durch die intensive Zusammenarbeit und der Verwendung verschiedener Technologien wird der Horizont der Teilnehmer erweitert. Wichtig sind auch die Information und die Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben, die bei einem solchen Szenario betroffen sein können.“
FORMATEX23 begrüßt Projektpartner aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Rumänien, Estland, Litauen und Lettland. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Herausforderungen bei dieser Großübung? Wie weist FORMATEX23 auf das Thema der Kompatibilität zwischen multinationalen Einheiten hin?
Kerschbaummayr : „Eine der größten Herausforderungen ist die große Distanz zwischen den verschiedenen Organisationen und dadurch die Koordination. Meetings können daher oft nur online abgehalten werden. Nur bei den Planungskonferenzen ist ein persönliches Treffen möglich. Eine weitere Hürde bildet manchmal die Sprache. Gegenwärtig sind Teile von Europa durchaus als Krisengebiet zu bezeichnen (Pandemie, Energie, Wirtschaft, Finanzen, Ukraine-Krieg), das macht es auch nicht leichter. Die Vielfalt der Module in Bezug auf Größe, Trainingsintensität und Selbstversorgung stellt ebenfalls Anforderungen an das Planungsteam. Um dem entgegenzuwirken, wird ein monatliches Online-Update ausgeführt. Hier werden verschiedene Probleme, Anliegen und Aktivitäten der Konsortium-Partner behandelt. Um die Wichtigkeit dieses Projektes hervorzuheben, wurden und werden zudem auch Parallelveranstaltungen abgehalten.“
Mit Fokus auf das Szenario Chemikalienaustritt widmet sich FORMATEX23 der öffentlich – privaten Zusammenarbeit, speziell zwischen chemischer Industrie und Katastrophenschutzorganisationen. Wie wird auf diese während dieses Projektes hingewiesen? Und wie erzielt die FORMATEX23 eine Verbesserung des Informationsaustausches in diesem Bereich?
Kerschbaummayr : „Es ist sehr wichtig Firmen zu kontaktieren, die von einem solchen Szenario betroffen sein könnten und das Ziel derartiger Vorhaben muss klar und deutlich kommuniziert werden. Die Industriebetriebe sollen vom Start weg in die Planung eingebunden sein. Das ist der einzige Weg, gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen. Wenn die Zusammenarbeit in Friedenszeiten und bei Übungen funktioniert, wird sie auch in Krisenzeiten kein Stolperstein sein. Katastrophenschützer betonen, dass es wichtig ist, die Unternehmensführung bereits vor Krisenzeiten zu kennen. Diese Gelegenheit wird unter anderem genützt, um Notfallpläne zu erneuern. Durch gegenseitige Sensibilisierung entsteht Akzeptanz und Sicherheit.“
Weitere Informationen zur Übung finden Sie hier!
Fotos: NCT Consultants