Das Verhalten im Internet, egal ob Mitglied einer Feuerwehr oder nicht, hat sich in den letzten Jahren in eine eigenartige Richtung entwickelt. Viele Menschen gehen immer noch von völliger Anonymität im Internet aus, Konsequenzen werden nicht befürchtet. Und genau hier beginnt die Arbeit der Öffentlichkeitsarbeiter. Mit den ab Jänner 2020 zur Verfügung stehenden Workshops soll ein sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien gefördert werden, um insbesondere Image-Schäden für die Feuerwehr zu verhindern.
Hasspostings, Denunzierungen und Mobbing sind zum Alltag geworden, die Gesellschaft verroht und stumpft immer weiter ab. Gewaltvideos hat jeder schon gesehen, aufgrund der Vielzahl dieser Videos lösen sie in unseren Köpfen immer weniger aus – all das wird zur Gewohnheit, wird normal. Und fleißig wird mitgeschimpft, mitverunglimpft, mitverhetzt. Auf die grundsätzliche Verwerflichkeit solcher Veröffentlichungen, abgesehen von strafrechtlichen Tatbeständen, soll hier gar nicht näher eingegangen werden. Wenn solche Äußerungen auch noch von Menschen kommen, die offensichtlich – beispielsweise erkennbar am Profilfoto in Uniform – Teil einer höchstvertrauenswürdigen Einsatzorganisation sind, dann erfährt möglicherweise nicht nur die Einzelperson, sondern die gesamte Feuerwehr einen Schaden.
Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung, Aufklärung
Ab dem Jahr 2020 werden vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband in Zusammenarbeit mit Saferinternet.at Workshops angeboten, die direkt in den Feuerwehren stattfinden können. Dafür wurden zwei Workshops (bis zum 16. Lebensjahr und ab dem 16. Lebensjahr) aufbereitet. Die Trainer, die von Saferinternet.at gestellt werden, besuchen Feuerwehren, um in rund zwei Stunden verschiedene Aspekte zum Thema gemeinsam zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Internet und die Auswirkungen, die das Verhalten haben kann.
Train the Trainer – fit für die Feuerwehren
Um das österreichweite Trainer-Netzwerk von Saferinternet.at auf die Feuerwehr vorzubereiten, wurde ein eigenes Train the Trainer Programm entwickelt. Das System, die Hintergründe, die Struktur, Hierarchie, aber auch der Föderalismus im österreichischen Feuerwehrwesen und diverse Gepflogenheiten bei einer Feuerwehr musste vermittelt werden. In einem nächsten Schritt können auch Feuerwehrmitglieder, die gewisse Voraussetzungen erfüllen, zu Saferinternet.at-Trainern ausgebildet werden. So wird das Wissen von einem Feuerwehrmitglied an andere Feuerwehrmitglieder weitergegeben, wodurch die Kompetenz noch weiter steigen soll.
Auf die Bedürfnisse eingehen
Jeder Workshop ist individuell, die Feuerwehr kann selbst Schwerpunkte setzen: Für die einen sind Fake-News interessant, für die anderen Hass im Netz oder auch die rechtlichen Hintergründe. Die Trainer sind bestens darauf vorbereitet und können Rede und Antwort stehen. „Derzeit befinden wir uns in der Testphase, die ersten Trainer wurden geschult und halten aktuell Pilotlehrgänge bei Feuerwehren ab. Danach wird nochmal evaluiert und nachgebessert, damit der Echtbetrieb zu Jahresbeginn 2020 starten kann. Besonders erfreulich ist die diesbezügliche Unterstützung aller neun Landesfeuerwehrverbände“, so Andreas Rieger, Leiter der Stabsstelle Kommunikation im ÖBFV.
Aus dem Leben gegriffen
Für den Praxisbezug im Workshop sorgen 24 Feuerwehr-Szenarien aus vier Themenfeldern, die so ähnlich tatsächlich online „passiert“ sind:
- Einsatzstellenkommunikation
- semi-private Kommunikation
- Katastrophen- & Großschadensfall-Kommunikation
- interne Kommunikation
Diese Szenarien klären über die Probleme auf, werfen Fragen auf, erläutern was besonders wichtig und zu beachten ist und liefern abschließend Verbesserungsvorschläge. Das Posting zum tödlichen Verkehrsunfall ist ebenso angeführt wie Reaktionen im politischen Umfeld, die Bewerbung eines Feuerwehrfestes, das Nicht-Veröffentlichen von Informationen aus einem Führungsstab oder die Einrichtung einer internen WhatsApp-Gruppe.
Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Inneres (ko)finanziert.